Frage: Wie wollen Sie sich als Landtagsabgeordnete/r für Gute Arbeit und gute Arbeitsbedingungen einsetzen?
Die Digitalisierung, die ökologische Transformation der Wirtschaft und die Folgen der Corona-Krise führen zu starken Veränderungen des Arbeitsmarktes. Für uns ist klar, dass diese Veränderungen nur im Dialog mit den Gewerkschaften und Betriebsräten in einer starken Sozialpartnerschaft angegangen werden dürfen – für mich eine Selbstverständlichkeit. Die Vertretung von Arbeitnehmer*innen-Interessen muss in allen Unternehmen und Branchen gelten.
Arbeit muss sich am Leben der Menschen ausrichten. Dafür ist mehr Mitsprache von Beschäftigten bei Umfang, Art und zeitlicher wie örtlicher Lage der Arbeit nötig. Wir wollen innovative Arbeitszeitmodelle fördern, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu unter- stützen: mit einer flexiblen Vollzeit, damit Beschäftigte freier entscheiden können, wie innerhalb eines Korridors von 30 bis 40 Stunden ihre persönliche Vollzeit aussieht. Ein Rückkehrrecht auf die ursprüngliche Stundenzahl nach einer Phase der Teilzeit ist ebenfalls ein wichtiger Aspekt hierbei. Schließlich fördern wir eine Pflegezeit, die hilft, die Betreuung ei- nes nahestehenden Menschen mit dem Beruf besser zu vereinbaren.
Die Corona-Pandemie zeigt auf, wie Büroarbeit durch Homeoffice oder mobiles Arbeiten auch von zu Hause erledigt werden kann. Dies führt zu vielen positiven Effekten, zum Bei- spiel zur Vermeidung von unnötigen Wegstrecken. Das kommt unserer Umwelt zugute und vermeidet Stress bei den Menschen. Daran anknüpfend setzen wir uns auf Bundesebene für ein Recht auf alternierendes Homeoffice oder mobiles Arbeiten ein. Im Landesdienst sollen alle ein Recht bekommen, den individuellen Anteil an Arbeiten im Homeoffice flexibel und frei entscheiden zu können – natürlich müssen dienstliche Belange und Arbeitsabläufe hierbei berücksichtigt werden. Betriebsräte und Interessenvertretungen sollen an den Entscheidungen über Homeoffice und mobiles Arbeiten sowie über die Digitalisierung von Arbeitsprozessen stets beteiligt werden.
Die Digitalisierung der Arbeitswelt bringt neue Risiken: Mitarbeitende könnten rund um die Uhr erreichbar sein, Arbeitsleistungen könnten zunehmend digital überwacht werden. Wir sehen aber zugleich auch enorme Chancen: für mehr Freiheit und Selbstbestimmung, Souve- ränität und Flexibilität. Im Vordergrund steht hierbei die Verwendung neuer Technologien zur Unterstützung der Menschen im Arbeitsalltag. Beispielsweise können durch Vernetzung und Automatisierung viele Prozesse und Tätigkeiten erleichtert werden. Ich trete jedoch mit besonderem Nachdruck für einen starken Schutz von personenbezogenen Daten bei der Ein- führung und Weiterentwicklung neuer Technologien in Unternehmen und Behörden ein, um einem möglichen Missbrauch hinsichtlich digitaler Überwachung entgegen zu wirken.
Menschen, die sich in sozialen und sorgenden Berufen um andere Menschen kümmern, sind das Rückgrat unserer Gesellschaft. Doch es fehlt ihnen oft an guten Arbeitsbedingungen. Das betrifft vor allem Frauen. Ihre Leistung für das Gemeinwesen hat ein viel höheres Ansehen verdient und muss folglich besser bezahlt werden! Wer arbeitet, soll von der Arbeit gut leben können. Deshalb muss der Mindestlohn auf mindestens 12 EURO steigen. Rheinland- Pfalz muss hier mit gutem Beispiel vorangehen und das Mindestentgelt im Landestariftreuegesetz (LTTG) analog zu dem von uns geforderten Mindestlohn setzen.
Menschen haben ein Recht auf Feierabend: Wir schützen Arbeitnehmer*innen vor unbeschränkten Ladenöffnungszeiten und stehen zum Sonn- und Feiertagsschutz.
Wir wollen auch Solo-Selbstständige stärker unterstützen und in das Sozialsystem einbinden, um prekäre Lebensverhältnisse zu verhindern. Dafür sollen neue Sicherungsmodelle entwickelt werden, die den Eintritt in die Gesundheits- und Rentenversicherung erleichtern. Dies gibt Solo-Selbständigen die Möglichkeit, sich gegen Arbeitslosigkeit zu versichern.
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